Vor einiger Zeit hat Lutz auf Geolismus (Änderung 08.04.09: jetzt Geonetzwerk.org, Link korrigiert) einige schöne Analogien zu verschiedensten geologischen Themen aus Callan Bentleys Blog zusammengetragen bzw. übersetzt. Eine davon gefiel mir gleich sehr gut: Die Erdgeschichte als menschlicher Arm.
(Zahlen: Alter in Ma. Nicht bezeichneter gelber Streifen = Känozoikum, Me. = Mesozoikum, Paläo. = Paläozoikum. Markierung bei 4280 Ma = ältestes bekanntes Gestein.)
Ich finde den Arm anschaulicher als z.B. „Jedes Jahr der Erdgeschichte wird einer Sekunde zugeordnet. Danach wäre die Erde etwa 146 Jahre alt.“ oder dem Vergleich mit einem Menschenleben – 146 Jahre, bzw ein ganzes Leben lassen sich auch nicht soo gut vorstellen. Außerdem kann man ihn mit sich rumtragen und darauf „Sie befinden sich hier“ zeigen. 😉
Ursprünglich kommt die Idee von Thomas R. Holtz in einem Kommentar auf Callans Blog. Hier Lutz' Übersetzung:
Die Erdgeschichte als menschlicher Arm. Die Erdgeschichte beginnt am Kontakt der Schulter zum Nacken. Die Schulter ist frühes Archaikum. Der Ellenbogen ist die Grenze zum Proterozoikum. Das Handgelenk stellt den Übergang zum Phanerozoikum dar. Die Handfläche steht für das Paläozoikum. Die ersten beiden Gelenkknochen des Mittelfingers sind das Mesozoikum. Der letzte Gelenkknochen (nahe der Fingerspitze) steht für das Känozoikum. Und nur ein Schwung mit der Nagelfeile über den Fingernagel würde die gesamte Menschheitsgeschichte abraspeln.
Wenn man sich das allerdings mal durchrechnet, fällt auf, daß ab Phanerozoikum/Handgelenk die Körpermaße und die geologischen Zeiträume nicht ganz passen: das Phanerozoikum sollte eigentlich erst am Handknöchel beginnen; die jüngeren Zeiten rücken weiter Richtung Fingerspitze. In meinem Bild habe ich die wichtigsten Zeitpunkte (hoffentlich) korrekt eingezeichnet.
Mit meiner Armlänge von gut 85 cm, gemessen vom Ansatz der Schulter an den Hals bis zur Spitze des Mittelfingers (Fingernagel), ergibt sich diese Zusammenstellung:
Ma | cm | Zeitabschnitt | Ereignis | Stelle am Arm |
---|---|---|---|---|
0,01 | 0,0002 (2 µm) | Neogen | Ende letzte Eiszeit | |
0,16 | 0,003 (30 µm) | ältester Homo sapiens | „Nagelfeile“ | |
17 | 0,3 | Bildung des 2. Lausitzer Flözes | Nagelrand | |
23 | 0,4 | |||
65 | 1,2 | Paläogen | Wurzel des Fingernagels | |
251 | 4,6 | Mesozoikum | erster Fingerknöchel | |
542 | 10 | Paläozoikum | Knöchel auf Handrücken | |
ca. 600 | 11 | Proterozoikum | Ablagerung der Lausitzer Grauwacke (z.B. Koschenberg) | Beginn Knöchel |
1000 | 18 | Entstehung Rodinia / Grenville-Orogenese | Handgelenk | |
2500 | 46 | Ellbogen | ||
3800 | 70 | Archaikum | Ansatz Arm an Schulter | |
4280 | 79 | Hadaikum | ältestes bekanntes Gestein | auf der Schulter |
4600 | 85 | Entstehung der Erde | Ansatz Schulter an Hals |
Kommentare (6)
Toll! Sehr schön umgesetzt 😉
A nice graphic - the arm and geologic history - I can read that part even without knowing German! Glad I spotted it.
@Lutz: Schön, daß es Dir gefällt, und danke für die Werbung. 😉
Und ich hätte besser was kurzärmliges anziehen sollen, das Ellbogen und Schulter nicht so verbirgt.
@Silver Fox: glad you liked it. However, I should have worn a short-sleeved shirt – elbow and shoulder are well hidden.
Perhaps I'll do an English version of this later on.
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Hallo,
zu Ihrem Zeitarm: Ich suche für einen 8jährigen, der Steine sammelt eine einfache Darstellung der Perioden der Erdgeschichte. Das Problem beim Zeitarm wäre vermutlich, dass die meisten Steine die man heute findet im Bereich Hand / Finger einzuordnen sind.
Man bräuchte also eine Darstellung, die den Bereich, in dem die Masse der heute vorfindlichen Steine zu einzordnen ist differenzierter aufschlüsselt. Die Darstellung mit der Hand wäre dann eine prima Ergänzung, weil sie die ganze Erdgeschichte umfasst.
MfG
Helmut Suttor
Leider ist mir keine ähnlich „greifbare“ Darstellung für das Phanerozoikum bekannt. Man könnte dafür natürlich wieder den Arm verwenden. Dann wäre der Beginn des Mesozoikums ungefähr am Ellbogen, das Kanözoikum beginnt bei den Knöcheln.
Wenn aber die einzelnen Perioden/Systeme (z.B. Kambrium, Trias) dargestellt werden sollen, gehen einem irgendwie die markanten Stellen am Arm aus, bzw. es wird halt unübersichtlich.
Ein Ziel des Zeit-Arms ist ja gerade auch, zu veranschaulichen, daß eben die Zeit, wo „viel los war“, die also viel Spuren bzw. Gesteine und Fossilien hinterlassen hat, ziemlich kurz ist im Vergleich zum Gesamtalter der Erde.
Allerdings kann „die meisten Gesteine“ lokal recht unterschiedlich sein. Wer in den Mittelgebirgen oder Alpen unterwegs ist, wird in der Tat hauptsächlich mit paläo- und mesozoischen Gesteinen zu tun haben, die sich dann auf den Fingern drängen. Hier in Nord(ost)deutschland sind diese Ären eher selten, dafür findet man sehr viel proterozoische, 1 bis 2 Ga alte Geschiebe aus Skandinavien. Die würden dann auf dem Vorderarm liegen.
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