Am 14.01.11 gab es am Hirschsprung in Obermaiselstein einen Felssturz, wahrscheinlich durch Frostsprengung ausgelöst. Ich war am 06.02. da und hab mir das angeschaut:
Ein paar Tage vor ich diese Fotos aufgenommen hatte, wurde noch ein Teil des losen Felsens weggesprengt und ein schmaler Durchgang an der Straße freigeräumt. Später war dann noch eine weitere Sprengung nötig, um den Hang zu sichern. Auf der Homepage der mit der Räumung beauftragten Firma gibt es ein paar Bilder von den Aufräumarbeiten .
Der Hirschsprung befindet sich südlich von Obermaiselstein, an der Straße nach Tiefenbach:
Der Hirschsprung ist eine relativ enger Einschnitt zwischen Ochsenberg und Schwarzenberg, die aus nach Norden überkippten Falten des Helvetikums (Ifen-Antiklinorium, ein tektonisches Fenster; etwas mehr dazu findet sich in diesem PDF von Völk, 2001) bestehen. Die nahezu senkrechten Wände werden vom Schrattenkalk gebildet, der zum Teil verkarstet ist (in extremer Form weiter südlich am Ifen; ich hatte auch mal ein WoGE dazu). Hier die Ansicht des Hirschsprungs von Norden; der Felssturz befindet sich am hinteren Ende, von hier nicht zu sehen.
Laut des etwas dürftigen Wikipedia-Artikel und Scholz (1995, Tafel 24), wurde die Spalte von einem vor-würmzeitlichen Lauf der Breitach benutzt. Leider habe ich keine ausführlichere Beschreibung zur Entstehung des Hirschsprungs gefunden.
Im GeoFachDatenAtlas (BIS) Bayern kann man die Geologische Karte 1:500000 online betrachten. Der Schrattenkalk wird dort der Einheit „hm“ (mittleres Helvetikum) zugeordnet und in blau dargestellt. Von Obermaiselstein verläuft die Straße zum Hirschsprung hinauf über würmzeitliche Moränenablagerungen („W“).
Diese Schrattenkalk-Felswände sind relativ anfällig für Massenbewegungen, wie die Gefahrenhinweiskarte Oberallgäu im BIS zeigt. Vor 15 Jahren beispielsweise brach unweit des Hirschsprungs, in Nähe der Sturmannshöhle, ein Felsblock aus der Felswand des Schwarzenbergs heraus (BIS-Georisk-Objekt 8527GR000016).
Wie bei mir üblich, zum Schluß noch eine Tabelle zum zeitlichen Ablauf der Sedimentation und Tektonik der im Umfeld vertretenen Schichten (südlich gelegene Sedimentationsbereiche links, nördliche rechts; Richtung des Alpenzusammenschubs von links nach rechts; in Klammern die entsprechenden Symbole der geologischen Karte):
Quartär | Holozän | zunehmende Verwitterung; Felssturz vermutlich durch Frostsprengung | ||
Pleistozän | glaziale Überformung in mehreren Kaltzeiten; Breitach erodiert in der Riß-Würm-Warmzeit durch den Hirschsprung | |||
Neogen | Pliozän | |||
Miozän | Überschiebung der Flyschdecken auf das Helvetikum und weitere Auffaltung | |||
Paläogen | Oligozän | |||
Eozän | Feuerstätter Flysch (ff) | |||
Paläozän | Rhenodanubischer Flysch (fo) | |||
Kreide | Oberkreide | Seewerkalk, Leistmergel, Wangschichten (ho) | ||
Garschella- Formation, Schrattenkalk (hm) | ||||
Unterkreide | ||||
Literatur:
Scholz, Herbert (1995): Bau und Werden der Allgäuer Landschaft. Schweizerbart.
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