Diese Woche begann in der Zeit eine auf 50 Teile angelegte Reportagenreihe „Das Wissen dieser Welt“ (jetzt wohl nur noch als Buch), sozusagen ein aktueller Bildungskanon. In Buchform gibt es das ja schon in der einen oder anderen Art – The Canon von Natalie Angier oder Eine kurze Geschichte von fast allem von Bill Bryson fallen mir grad ein, und James Trefils Physik in der Bergütte, das mir aber nicht ganz so 100%ig gefällt. Aber in Zeitungen kommt Wissenschaft ja oft eher zu kurz (wobei die Zeit da auch schon eine löbliche Ausnahme ist) und so war ich sehr angetan von dem Vorhaben.
Und wie es grad so schön paßt, ist der erste Teil dem Thema Erde, also der Geologie, gewidmet. Das Konzept der Reihe ist, das jeweilige Thema an einem konkreten Ort aufzuhängen. Für die Geologie ist dies Spitzbergen, das eine bewegte geologische Geschichte hinter sich hat und somit mit einer Vielfalt an Gesteinen aufwarten kann und sich prima für die Plattentektonik, als einem ganz zentralen Aspekt der Geologie, eigenet. Und dank Bergbau (hauptsächlich auf Kohle) ist dort auch einiges schön aufgeschlossen.
Der Versuch, 600 Millionen Jahre auf einer Doppelseite unterzubringen, führt leider zu einem etwas gehetzten Parforceritt von Ort zu Ort und von einer geologischen Besonderheit zur nächsten. Es wäre schön, wenn es ein bißchen mehr Anküpfungspunkte gäbe, über die der interessierte Leser weiter in Details eindringen könnte. (Auf der Website zum Thema ist das schon eher verwirklicht.) Und mir fehlt neben der ganzen Präsentation der Fakten und Erkenntnisse etwas die Beschreibung wie und warum die Wissenschaftler zu diesen Erkenntnissen gekommen sind. Dies ist in den o.g. Büchern stärker – manchmal auch etwas zu stark – eingeflochten. In dem Artikel tauchen zwar einige Geologen auf, aber auch mehr als Gelegenheit, etwas mehr wörtliche Rede im Text unterzubringen.
Wer mich kennt, weiß daß ich mich gern mal an Unsauberheiten im Detail störe. In den Illustrationen (die ich im Übrigen ein bißchen zu unklar finde) findet sich auch ein Geologenkompaß (bzw. Gefügekompaß) abgebildet, bei dem Ost und West vertauscht, also eigentlich nicht vertauscht, sind. 😉 Und auf den Internetseiten zum Artikel findet sich in der Bildergalerie „Basalt“ ein Fossil mit abgebildet. Irgendwie suggeriert das einen Zusammenhang. (Immerhin nicht so arg wie in diesem unsäglichen Katastrophenfilm, in dem ein Geologe an einem Vulkan ein Fossil findet, anhand dessen er das Gastein ins Karbon datiert. Da weiß man schon gar nicht mehr, wo man zu schreien anfangen soll.)
Alles in allem ein guter Ansatz, die Durchführung könnte aber noch etwas ruhiger, klar sein. Ich blieb mit dem Eindruck eines etwas hektischen Sammelsuriums zurück, den ich sonst von der Zeit nicht gewöhnt bin. (Wobei es wirklich schwer ist, auf so begrenztem Platz eine gute Einführung in ein Wissensgebiet unterzubringen; und ich bin mir sicher, daß ich selber eine deutlich schlechtere Figur gemacht hätte…)
Weiterhin: Seit Prof. Hüttl unsre Uni verlassen hat und am GFZ als Vorstandsvorsitzender wirkt, scheint er ja regelmäßig in der Zeit aufzutauchen (GFZ klingt halt doch fetziger als BTU 😉 ) und auch diese Woche durfte er ein paar Takte von sich geben. Wobei diese Art von Kurzinterview nicht wirklich geeignet ist, geistige Perlen hervorzubringen.
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