Wie hier neulich schon angekündigt, war am Sonntag ein Natursteine-Rundgang durch die Cottbuser Innenstadt. Die Führung wurde von Wolfram Köbbel vom Förderverein Kulturlandschaft Niederlausitz geleitet.
Die „Exkursionsroute“ verlief von der Feigestraße durch Ostrower und Spremberger Straße zum Altmarkt, dann an der Klosterkirche und außerhalb der Stadtmauer weiter zur Stadthalle. Abschließend ging es über Post und Stadtpromenade zum Kaufhof. Ein paar Fotos möchte ich hier gern zeigen, wenn auch ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Treffpunkt und erstes Objekt war das ehemalige Auguste-Stift in der Feigestraße 1. Zahlreiche Schmuckelemente der Fassade sind aus dem rötlichen Rochlitzer Porphyrtuff (aus dem Rotliegenden) gefertigt. Auch diese Säulen am Eingang eines Nebengebäudes sind aus diesem sächsischen Gestein:
Aus der Nähe erkennt man die sehr poröse Struktur:
Die Fassenverkleidung der hiesigen Sparkassenhauptstelle besteht aus dem „Granit“ Giallo San Francisco (Italien, Präkambrium). Bei genauerer Betrachtung entpuppt sich das, was die Natursteinhändler als „Granit“ bezeichnen, als Gneis mit hübschen Granaten:
Der Enke-Brunnen aus (vermutlich) Rüdersdorfer Muschelkalk am Breitscheidplatz wurde für den Winter schon mit einer Schutzhaube abgedeckt. Alternativ kann ich als Sedimentgesteine einige Sandsteine anbieten. Die Commerzbank1 schmückt sich mit Oberkirchener Sandstein (Niedersachsen, Unterkreide):
Der Brunnen am Altmarkt ist aus Reinhardtsdorfer Sandstein aus Sachsen (Oberkreide), während an verschiedenen Gebäudefassaden Cottaer Sandstein zu finden ist.
In der Klosterkirche wurden nicht nur Backsteine verbaut, sondern auch Raseneisenstein aus Peitz, wie hier an der Ostseite zu sehen:
Der Weg von der Klostergasse zum Japanischen Pavillon außen an der Stadtmauer entlang ist mit Theumaer Fruchtschiefer gelegt. Die Grünfläche zwischen Pavillon und der Tramhaltestelle wurde mit Blöcken des gleichen Gesteins gestaltet.
Dieser Schiefer besteht aus ordovizischen Tonsteinen, die im Karbon bei der Intrusion des Bergen-Lauterbacher Granits kontaktmetamorph verändert wurden. Dabei entstanden auch die namensgebenden „Früchte“ aus Cordieritkristallen. (Ich persönlich finde die Dinger eher körnig als fruchtig…)
In dem infrastrukturell wenig begeisternden Durchgang zwischen Stadtpromenade und August-Bebel-Straße sieht man sehr schönen Rapakivi-Granit:
Typisch für dieses Gestein sind die großen rötlich-weißen Feldspäte mit schaliger Struktur oder mit einem (grünlichen) Saum:
Ein ebenfalls sehr hübsches Intrusivgestein findet sich an der Stadthalle und am Galeria Kaufhof: Lausitzer Lamprophyr (korrekte moderne Bezeichnung: Mikrogabbro) aus dem Devon. Der Handelsname „Schneeflocke“ ist durchaus passend:
Man sieht, in Cottbuser Bauwerken gibt es eine ganz interessante Mischung verschiedener Gesteine, wobei die Sedimente etwas zurücktreten. Plutonite und Metamorphite sind als Fassadenplatten halt doch meist fetziger.
Ich habe auch mal wieder meinem Spieltrieb nachgegeben und die Objekte mit der Stratigraphie verknüpft, soweit mir diese aus dem Infoblatt zur Führung bekannt war. Auch aus dieser Perspektive sind die Gesteine recht gut verteilt:
Diese Bildersammlung macht aber nur so ungefähr die Hälfte der Exkursionspunkte bzw. meiner Fotos aus. So habe ich die Pflaster und Bodenplatten hier ausgespart. Auch gab es bei der Führung nochh jede Menge Hintergrundinformationen, sowohl zur Geologie als auch zur Stadtgeschichte. Ich kann jedem nur empfehlen, im nächsten Jahr mitzugehen.
- Ja, es waren viele Banken dabei. Daran sieht man mal wieder, wer sich die ansehnlichen Werksteine leisten kann. [↩]
Kommentare (4)
Thanks kindly for translating the key parts and sharing this. As someone interested in building stone, it is always great to see others posting about their local rocks and those who focus on them.
David
Schöne Zusammenfassung. Ich hab's dieses Jahr nicht geschafft. Letztes Jahr habe ich mir die Leipziger Natursteinwelt angesehen...
David, thanks for stopping by. I didn't expect this humble blog to catch much attention from abroad. 😉
My interest in building stones started just a few years ago when I joined a similar walk through Berlin (organised by Prof. Schroeder and Dr Schirrmeister from Technical University Berlin) with some students of “World Heritage Studies” from our University.
I still need to read your book… At least it's already within reach; I just need the time.
@Lutz: Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich es hier in Cottbus dieses Jahr auch erst zum ersten Mal geschafft habe, obwohl es den Rundgang schon seit drei Jahren gibt (wenn ich mich nicht ganz irre).
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