Erdrutsch in Nachterstedt

(Update 19.07.09, 23:30, siehe unten)

Heute morgen rutschte ein Uferstreifen von 350 Meter Breite des Concordia-Sees in Nachterstedt (Sachsen-Anhalt) ab. Dabei wurden zwei Häuser zerstört und drei Menschen werden vermisst, die wahrscheinlich in dem verschütteten Haus zu Tode kamen.

Erdrutsch am Concordia-See. Foto: FAZ

Erdrutsch am Concordia-See. Foto: FAZ

Artikel dazu finden sich z.B. beim Spiegel und der FAZ; letztere hat auch einige Fotos der Unglücksstelle aus verschiedenen Perspektiven (u.a. auch das oben gezeigte).

Update 19.07.09 23:30: eineblick.de hat in zwei Blogeinträgen gestern und heute eine Zusammenfassung der Ereignisse mit zahlreichen Links auf weitere Quellen. Auch der Spiegel hat einige weitere Artikel veröffentlicht. In der englischsprachigen Geoblogosphäre ist das Thema auch angekommen: Landslides under Microscope und Dave's Landslide Blog, der sich auch ein paar Gedanken zu möglichen Ursachen macht.

In Nachterstedt wurden in der Randsenke des Ascherslebener Sattels gebildete eozäne Braunkohlen abgebaut. Der See ist das Restloch des Tagebaus Concordia, das derzeit geflutet wird.

Update 23.07.09 19:50: Mehr zur Geologie und Bergbaugeschichte bei GeoBerg.de und in meinem Folgeartikel

Zu den Ursachen gibt es so kurz nach dem Unglück noch keine belastbaren Erklärungen. Die Böschungen von Tagebauseen können zum Setzungsfließen neigen, wie dies z.B. auch im Lausitzer Revier im Senftenberger See passiert ist.

Update 19.07.09 23:30: Die Gebäude standen nicht auf gewachsenem Gebirge, sondern auf einer Kippe (abgelagerter Abraum) des Tagebaus. Gerade Kippenböschungen sind anfällig für Setzungsfließen während des Grundwaseranstiegs. Aktuell sind jedoch (unbekannte) Strecken des alten untertägigen Bergbaus als Ursache in der Diskussion. (Ich könnte mir vorstellen, daß ein Erdfall ein Setzungsfließen auslösen könnte.) Außerdem gab es 1959 schon einmal einen Erdrutsch im damals noch aktiven Tagebau.

Kommentare (2)

  1. dlobmleh 1 ⟨ 20.07.09, 1:07 | #  ⟩

    Mit Google Earth kann man die Neigung der ehemaligen Böschung schätzen, sie betrug etwa 1:8. Für gleichförmige Sande, die zum Setzungsfließen neigen, sollte die Böschungsneigung 1:10 betragen. Ist da was bei der bergbaulichen Sanierung eingespart worden?

  2. fj 232 ⟨ 21.07.09, 7:57 | #  ⟩

    Ich stecke in der Thematik Böschungssanierung und Setzungsfließen leider nicht mehr so richtig drin.

    Inzwischen hab ich etwas in den Karten gestöbert. Die Böschung war zum einen aus gewachsenem Gebirge (Löß, fluviale Sande und Kiese, vereinzelt Geschiebemergel), zum anderen aus verkipptem Abraum gebildet. Es sind also nicht unbedingt durchgängig gleichkörnige Sande zu erwarten.

    Subrosion als Auslöser ist wohl unwahrscheinlich – diese Stelle ist vom Ascherslebener Sattel schon recht weit weg, außerdem liegt er hier schon recht tief.

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