CO2-Speicherung im Untergrund

Heute hat der Probebetrieb des CO2SINK-Projekts begonnen. In Ketzin westlich Berlin wurden die letzen Jahre über Erkundungsarbeiten durchgeführt und Bohrungen abgeteuft, in die nun CO2 eingepresst wird. Ich weiß noch nicht so recht, was ich davon halten soll. An sich hört es sich ja ganz charmant an, das lästige Gas im Untergrund verschwinden zu lassen.

Aber ich frage mich, ob es dann auch da unten bleibt. Nur weil an dieser Stelle bereits einmal ein Erdgasspeicher betrieben wurde (Böse Zungen würden an die dessen Havarie erinnern, die aber meines Wissens nicht auf geologische Probleme zurückzuführen war.), muss die Speicherung von CO2 nicht automatisch auch funktionieren. Kohlenwasserstoffe sind unpolare, recht inerte Stoffe; CO2 eine durchaus reaktive Substanz, wie schon das säuerlich-blubberige Erlebnis einer Flasche Mineralwasser zeigt.

Im Speichergestein von Ketzin befinden sich konzentrierte Salzlösungen, in die nun CO2 unter hohem Druck, also hoher Konzentration, eingepresst wird. Dazu kommt, das viele Sedimentgesteine Carbonate enhalten (z.B. der “Zement” von Sandsteinen und natürlich Kalk- und Mergelsteine), das Gestein also von der Kohlensäure angelöst werden kann, was wiederum seine Porosität verändert. Die notwendige hydrogeologisch-geochemisches Prozessbeschreibung bzw. Modellierung sollte also einiges umfassen:

  • Strömung von ein bis zwei fluiden Phasen in einer porösen und geklüfteten Matrix
  • Lösungs- und Fällungsreaktionen zwischen Salzen, CO2 und Gestein
  • Veränderung der Gebirgseigenschaften durch diese Reaktionen
  • erhöhter und nicht konstanter Druck und Temperatur (wirkt sich sowohl auf die hydraulischen Eigenschaften als auch die chemischen Reaktionen aus)

Ich will damit nicht sagen, dass es unmöglich wäre, die Prozesse zu erfassen, oder dass die Leute im CO2SINK-Projekt diese Probleme nicht betrachten würden. Aber leider ist auf der Homepage des Projekts nur etwas überblickshafte Information vorhanden, und die angegebenen Publikationen beschäftigen sich hauptsächlich mit der geophysikalischen (vor allem seismischen) Erkundung.

Ich bin jedenfalls gespannt, wie das weitergeht.

Kommentar

  1. lupus 1 ⟨ 17.06.09, 7:30 | #  ⟩

    CO2 / Kohlensäure löst natürlich karbonatische Bindemittel und greift auch die Feldspäte im Sandstein an.Trifft zwar nicht auf Ketzin (Schilfsandstein; silikatisches Bindemittel) zu, aber auf die 3 Speicher in der Struktur Birkholz.

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