Ich war erstaunt und erfreut, wie viele Leute heute bei der Demo waren. Gegen 16:00 Uhr hatte sich der Pulk auf dem BTU-Forum am Audimax gesammelt und brach dann auf.
Ziel war das Stadthaus auf dem Altmarkt, wo die Stadtverordnetenversammlung (SVV) in einer Sondersitzung zur Zukunft der Hochschulen in der Lausitz tagte. Gäste mit Rederecht waren die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Fr. Kunst, der Vorsitzende der „Lausitzkommission“, Prof. Emmermann, die Präsidenten der beiden Hochschulen und Studentenvertreter beider Hochschulen.
Update 21.03.12: CampusTV hat einen kurzen Zusammenschnitt der Demo bei YouTube hochgeladen.
Die Demo
Auf dem Weg durch die Stadt:
Ein paar Schilder:
Ich hatte befürchtet, daß sich die Menge auf dem Altmarkt ziemlich verlieren würde, aber es sah dann doch nicht so winzig aus. Bei der Facebook-Diskussiongruppe gibt's auch ein Foto von oben. Vor Beginn der Sitzung gab es noch ein paar Ansprachen per ver.diMuggefug-Lautsprecherwagen, aber die hat man im Prinzip nicht verstanden, leider.
Redebeiträge zur Sitzung
Update 21.03.12: Die Aufzeichnung der Redebeiträge ist jetzt auf der BTU-Website verfügbar.
Um 17:00 begann dann die Sitzung im Stadthaus (das Gebäude rechts mit den goldenen Buchstaben), die auf einem zwar großen, aber trotzdem natürlich total unzureichenden Fernseher übertragen wurde. Die Akustik war schauderhaft, man hat nix verstanden, was gesprochen wurde; zumindest an meiner etwas zurückgesetzten Position. Ich hab's auch mal mit dem Livestream auf meinem Handfernsprecher probiert, das hat aber leider so gut wie gar nicht geklappt.1 Die Beiträge von Prof. Emmermann und Fr. Kunst habe ich darum nicht wirklich mitbekommen. Wie mir aber versichert wurde, war ihr Vortrag im Prinzip der gleiche wie immer. Auch von Prof. Schulz, dem Präsidenten der Hochschule Lausitz, hab ich wenig verstanden.
Mit der Zeit bekam die Technik die Beschallung in den Griff, so daß ab der Rede von BTU-Präsident Zimmerli alles gut zu verstehen war. Er hat Fr. Kunst durchaus Paroli geboten, was ich mir von ihm deutlich früher als erst heute erhofft hätte. Unter anderem hat er, wie auch dann fast alle Redner nach ihm, ihre verkackte Kommunikation kritisiert: „Der Prozess, wie er bis jetzt gelaufen ist, ist ein Musterbeispiel dafür, wie man es nicht macht.“ Auch hat er erwähnt, daß bis jetzt praktisch keine Fusion von Uni und FH in Deutschland geklappt hat, und auch Fusionen von Firmen nur zu 25% gelingen. Letzteres hat er anhand von 4 Faktoren2 erläutert, die alle auf uns zutreffen (bzw. nicht zutreffen). Schön, wenn mal diese dauernde Fixierung auf die „freie Wirtschaft“ auch mal einen positiven Aspekt zur Diskussion beiträgt.
Danach hatten Vertreter des Landtags und der Stadtverordneten-Fraktionen das Wort. Ich kann jetzt nicht auf alles eingehen, aber auffällig war die fast durchgängige Ablehnung von Fr. Kunsts Plänen. Die FDP ist die einzige Partei, die sich in Landtag und SVV eher positiv geäußert hat. Die SPD-Vertreterin des Landtags (Fr. Melior) war auch im Prinzip dafür, aber so richtig begeistert wirkte sie nicht. Ansonsten waren alle im Prinzip dagegen und mahnten mehr Kommunikation, durchdachte Konzepte und solide Finanzierung an. Das heißt, im Landtag gibt es eine schwach glimmende Ampel (Von den Grünen war heute niemand da, ich extrapoliere jetzt mal von der Rede im Landtagsplenum.), d.h. die Linke (Koalitionspartner!) ist nicht wirklich dabei. Und in der SVV sieht sie nur noch Gelb. Sie kann einem fast schon leidtun…
Erheiternd war, als auf die (rhetorische) Frage eines Stadtverordneten (ich weiß grad nicht mehr wer, und in welchem Zusammenhang genau) „was könnten Sie als nächstes tun?“ aus der Menge auf dem Altmarkt der Zwischenruf „Rücktritt!“ kam. Der gleiche Stadtverordnete hat auch mal publikumswirksam die beiden Konzept-Diagramme hochgehalten und sich durchaus sehr über die großartige Leistung des Ministeriums mokiert.
Von der FDP mußten wir erfahren, daß diese ganze Menschenmenge nur gekommen war, weil der Präsident in einer Mail dazu aufgestachelt hatte. Mir muß diese Mail irgendwie entgangen sein.
Einige Redner hatten sogar vom Mittelbau gesprochen, und daß man den auch braucht. Hört hört! 😉
Nach den ganzen Reden hatte sie nochmal das Wort. So richtig was neues kam dabei nicht vor, sie wirkte fahrig (mehrmals hatte ich ein Déjà vu) und konnte wiedermal nicht überzeugen. Es war so schlimm, daß sich spontan „Inhalt! Inhalt!“-Sprechchöre bildeten.
Medienresonanz
Dazu gibt's so kurz nach Abschluß der Veranstaltung natürlich noch nicht so viel, aber die Lausitzer Rundschau hat einen kurzen Artikel von 18:12 Uhr, in dem von ungefähr 2000 Teilnehmern die Rede ist. Zum Artikel gehört auch ein kräfiger Schwung Bilder von der Demo und ein paar von Versammlungssaal.
Auf meinestadt.de ist ein Bericht von 21:11 (Agenturmeldung dapd), der ein paar Positionen von Fr. Kunst und den beiden Präsidenten zusammenträgt.
Der RBB (Regierungsbejubelung Brandenburg) hat um 19:30 einen Beitrag gesendet, der zwar nicht mehr ganz so auf „BTU ist grottig“ gebürstet war wie früher, aber immer noch in mir eine gewisse kognitive Dissonanz (War ich auf der gleichen Veranstaltung?) hervorgerufen hat. Eingestreut gehässige Bemerkungen über die Studenten („organisierter Widerstand“, „während die Cottbuser Studenten sonst nicht zu Protesten neigen“) und eine großartige Beleidigung an alle Teilnehmer, ganz en passant: „[…]vielleicht sind's jetzt auch die Cleveren, die sich jetzt hinsetzen und an den Konzepten ganz schnell arbeiten und eben nicht auf die Straße gehen um zu protestieren.“ (4′10″) Das Problem mit der „Energie-Universität“ haben sie immer noch nicht kapiert.
Weitere Reaktion aus Politik und Medien gibt es in meinem Artikel „Nachlese“.
Fazit
Eine zwar längliche Veranstaltung, und zum Schluß auch recht kühl, aber es war schön zu hören, daß sich die Legislative von dem überhasteten, unterdurchdachten Konzept nicht hat einwickeln lassen.
- Ich hab's auf Überlastung der Funkzelle geschoben. Aber wie ich vorhin gelesen habe, hatten auch Leute mit „richtigem“ Internetanschluß teilweise arge Probleme. [↩]
- Ich bring sie jetzt auf die Schnelle nicht mehr alle zusammen, aber zwei waren: die beiden Firmen bzw. Kulturen dürfen nicht zu unterschiedlich sein und es muß eine sorgfältige Planung mit allen Beteiligten geben. [↩]
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〈 26 Mär 2012, 8:56 | # 〉
[...] der Äußerungen von Ministerin Kunst während der der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung letzten [...]
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